Im Spannungsfeld der Verantwortung: Münchner Stadträte zwischen Kritik und Anerkennung
Spreading some love: Wertschätzung für unsere Stadträte
Über die letzten Monate gab es von unserer Seite viel Kritik an den Stadträten und den Bürgermeister*innen. Wie die SZ schreibt, "kritisiert Kita.Fair.München” scharf. Andere Stimmen sagen - manchmal muss man etwas klarer und deutlicher sein, um gehört zu werden.
Ich selber habe in den vergangenen fünf Monaten viel über Politik in Stadt und Land gelernt. Zusammenhänge, Macht und Machtlosigkeit, die mir vorher nicht bekannt waren. Aber auch Einflussmöglichkeiten, die ich nicht kannte.
Was über die Kritik am Punkt “frühkindliche Bildung und finanzielle Forderung” manchmal verloren gegangen ist, ist die Wertschätzung für die Arbeit der Stadträte. Insbesondere nach meinem letzten Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden Anne Hübner und Sebastian Weisenburger, aber auch viel Austausch mit der Stadträtin Alexandra Gaßmann habe ich gelernt in wie vielen Themenfeldern und Fachgebieten sich die Stadträte auskennen und auch auskennen müssen. Ebenso wie viel knochentrockene Arbeit, und auch mühselige, manchmal erfolglose Arbeit hier steht.
Und konkret habe ich beim letzten Austausch gesehen, wie sehr den Stadträten aber auch die Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten bewusst sind. “Die Grenzen nerven zwar oft, was meistens an der aktuellen Mehrheit im Landtag liegt, aber allein aus demokratietheoretischen Überlegungen, bin ich froh, dass es sie gibt. So wie beispielsweise ein Arzt sich eingestehen muss, dass nicht jede Krankheit heilbar ist, müssen wir uns im Stadtrat auch eingestehen, dass die Stadt nicht jedes Problem lösen kann. Belastend ist diese Erkenntnis natürlich trotzdem, und sorgt für viele unruhige Nächte.”
Sie sehen sich ernsthaft in der Zwickmühle zwischen verschiedenen Gesetzgebungen, Vorgaben vom Bezirk Oberbayern und Freistaat Bayern. Ich habe einen ernsthaften Wunsch gesehen, eine möglichst gute, bezahlbare frühkindliche Bildung für alle Kinder in angemessener Nähe zu Ihrem Wohnort zu finden. Ich habe auch ein großes Verständnis gesehen, für alle Eltern, die sich aktuell in der Münchner Situation nicht gesehen fühlen und vor schwierigen Konsequenzen stehen.
Ein weiteres Zitat aus dem Gespräch: “Ich erkenne die eklatante Ungerechtigkeit; es fehlen mir die Mittel, um es besser zu machen.“
Ein weiteres, nicht gewertetes Zitat: “Wir würden gerne mehr städtische Kitas anbieten. Wir haben rund 500 Stellen im Plan, das entspricht 8.000 Plätzen. Aber wir haben nicht genügend Fachkräfte. Bei den freigemeinnützigen Trägern fehlt vermutlich nochmal eine ähnliche Zahl an Fachkräften. Unterm Strich kann man rein mathematisch also sagen, dass alle Plätze, die derzeitig bei hochpreisigen Privaten angeboten werden, bezahlbare Plätze sein könnten, wenn...”
Und eine spannende Erkenntnis - die Stadt München bildet viel aus - und würde gerne noch mehr ausbilden. Dafür fehlen aber anscheinend im Moment die Lehrer an den Berufsschulen.
Gerade vor dem Hintergrund der tätlichen Angriffe auf Politiker während des letzten Wahlkampfes ist es mir damit ein Anliegen festzustellen, insbesondere für die beiden Fraktionsvorsitzenden der Münchner Regierungsfraktion.
Unsere Politiker reißen sich oft den Allerwertesten auf für uns und unsere Stadt
Sie haben immer gute Absichten
Sie nehmen ihre Arbeit und Verantwortung sehr ernst, und sind sehr tief in ihren Themen integriert
Sie halten sich an alle Regeln, Vorgaben und rechtliche Regularien die unser Rechtsstaat, und damit wir als Bürger, ihnen vorgeben
Sie sind Menschen wie wir alle, und haben ein Recht auf einen wertschätzenden Umgang
Gleichzeitig bleiben wir von Kita.Fair.München kritisch, was die Entscheidungen und die Entscheidungsfindung des Stadtrats bezüglich Kita-Förderung, Tagespflegepersonen und auch des Vereins zur Förderung der Kleinkindertagesstätten angeht.
Ebenso werden wir weiter die Kommunikation und auch Nichtkommunikation von Stadtrat und Bürgermeistern mit uns Eltern aufzeigen.
Wir als Eltern sind es gewohnt, zukunftsgerichtet und lösungsorientiert zu arbeiten. Wir haben entsprechend wenig zur Historie dieser Entwicklung gesagt: Finger Pointing ist nicht unser Ziel, wir wollen gute, bezahlbare Bildung für unsere Kinder. Gleichzeitig werden wir in Zukunft an einzelnen Stellen im Sinne einer Retrospektive und konstruktivem Feedback auch aufzeigen, wo wir uns ein alternatives Vorgehen gewünscht hätten.
Und wir werden auch aufzeigen: wenn wir sehen, dass zwar die Regeln befolgt werden, wir uns gleichzeitig etwas mehr Enthusiasmus wünschen.
Herzlichst,
Tobias
aus dem Team Kita.Fair.München
P.S.
Habt ihr schon Eurem Träger geschrieben zum Vorschlag “Münchner Vertrauenspartnerschaft”? Alle Infos gibt es hier: https://bit.ly/kfm_mvp_eltern